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Freud und Leid des Segelns - Die Überfahrt nach Teneriffa

 

7 Tage waren wir auf Porto Santo. Es war das dritte Mal, dass wir diese kleine Insel vor Madeira besucht haben und sie gefällt uns immer noch. Dann ergab sich früher als erwartet ein gutes Wetterfenster mit nordöstlichen Winden mit maximal 20 kn für 3 Tage. Das haben wir genutzt und sind am Dienstag sofort gestartet.

Aus der Inselabdeckung sind wir unter Motor herausgefahren, dann konnten wir Segel setzen und sind bei einer leichten Backstagbrise mit 3-4 kn Richtung Teneriffa gesegelt. Es war herrliches Wetter, Andreas hat geangelt und schon nach 2 Stunden hat die Angel gesurrt. Ein herrlicher Drückerfisch in Blau, eine Spezialität der Azoren, landete direkt in unserer Pfanne. Obwohl wir noch nicht richtig eingeschaukelt waren, haben wir den Fisch genossen. Der nächste Tag war ähnlich, Sonnenschein und 16 kn, so dass wir unserem Ziel Teneriffa mit guter Laune an Bord immer näher kamen. Auf das Angeln haben wir an diesem Tag verzichtet, denn wir hatten Sorge, dass wieder einer beißt. Der dritte Tag fing so an, wie der zweite aufgehört hat: einfach herrlich. Die Angel wurde wieder rausgeschmissen und nach 2 Stunden hatten wir eine kleine Goldmakrele zum Mittagessen bei schönsten Bedingungen. Es ist wie verhext, 7 Jahre versuchen wir erfolglos Fische zu fangen und zur Zeit brauchen wir die Angel nur rauszuhängen und es wird lecker.

 

Wir haben die Reise eigentlich vom ersten Tag an genossen, da wir die ganze Zeit 15-20 kn Wind von hinten hatten, die Welle mit 1,5 Metern moderat war, tagsüber die Sonne geschienen hat und es nachts nicht zu kalt war.  20 Seemeilen vor Teneriffa haben wir zur Sicherheit das 2. Reff eingebunden, weil wir einerseits im Buch gelesen haben, dass an der Durchfahrt zwischen Gomera und Teneriffa eine sogenannte Beschleunigungszone besteht, bedingt durch Kap- und Düseneffekte, die zwischen Inseln immer wieder entstehen. Auch haben wir von Bekannten gehört, dass schnell mal 30 oder 40 kn Wind an diesen Stellen entstehen können. Die augenblickliche Situation sah zwar nicht danach aus, da wir aber diese Passage in der Dunkelheit hinter uns bringen mussten, wollten wir sicherheitshalber vorbereitet sein. Zum Glück! Danke für diesen Tip an die Crew der Florentine. Denn um 22.00 Uhr begann der Wind stärker und stärker zu werden, um 24.00 Uhr mitten in der Passage zwischen Gomera und Teneriffa hatten wir fast 40 kn Wind. Dabei war es stockdunkel. Andreas hat mit der Hand gesteuert, weil unsere Windsteueranlage „Moni“ die Böen nicht mehr beherrschte. 2 Stunden war es fürchterlich. Die Wellen wurden höher und höher und schmissen uns regelmäßig von einer auf die andere Seite, da hier natürlich auch das Wasser in der Inselnähe schnell flacher wurde.  Unsere Lady machte die Sache richtig gut und kaum hatten wir unseren Wegepunkt hinter der Inselabdeckung erreicht, wurde der Wind ausgeschaltet. Von 40 kn auf 0 innerhalb von 300 Metern. Ein tolles Gefühl! Unter Motor sind wir dann in die von uns ausgesuchte Ankerbucht gefahren, aber durch die starke Strömung sind wir sehr nah an die Felsen geraten (sofern wir die überhaupt in der Dunkelheit sehen konnten) und unser Anker rutschte über Steine. Also wieder Anker hoch und 6 Seemeilen weiter in die nächste Bucht. Hier liegen wir zwar auch vor einer faszinierenden Steilküste, aber der Anker liegt im Sand mit 30 Metern Kette, wir sind sicher! Um 03.00 Uhr lagen wir fest vor Anker. Bei einem leckeren Anlegerbier haben wir die Erfahrung der letzten 4 Stunden verdaut und konnten dann seelig bis 11.00 Uhr morgens schlafen. 

Jetzt haben wir geschwommen, geduscht und genießen das Nichtstun. Beide haben wir das Gefühl, dass man sich jetzt erst einmal erholen muss nach diesem Höllentrip. 40 kn Wind in pechschwarzer Nacht braucht kein Mensch. Zum Glück hatten wir schon das 2. Reff eingebunden, die Genua ganz klein und der Wind kam schräg von hinten. Nicht auszudenken, wenn wir da mit Vollzeug reingeraten wären. Die nächsten 4 Wochen werden wir von Ankerbucht zu Ankerbucht tendeln, bis wir Anfang Oktober von Teneriffa aus für eine Woche nach Deutschland fliegen.

 

Hasta luego!

 

A&A

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Kommentare: 1
  • #1

    susa-li (Samstag, 31 August 2019 13:02)

    Das liest sich ja sehr spannend.Viele Grüsse aus Do.